Zurück

Comenius Regio: 2. Bilaterales Treffen in Landeck (Tirol), Musterwechsel beim Lehren und Lernen

„Gipfeltreffen“ der Comenius-Regio Partner Kitzingen – Landeck

Im Februar 2013 fand bereits das zweite bilaterale Treffen der sechs beteiligten Kitzinger Schulen in Landeck/Österreich statt. Der Fokus des dreitägigen Treffens lag diesmal auf der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Themenschwerpunkt „Inklusion – Wirkmächtigkeit personalisierten Lernens“ und somit in der Schärfung von Begrifflichkeiten wie Individualisierung, Differenzierung und Personalisierung. Ziel dieses europäischen Projekts ist es, die notwendigen Voraussetzungen für eine „Schule der Vielfalt“ gemeinsam nachhaltig zu entwickeln.

Dank der Unterstützung der „Venet – Bergbahnen“ konnte für die Arbeit vor Ort ein Seminarraum in der neu errichteten Gipfelhütte auf 2212 m Höhe genutzt werden. So war die intensive inhaltliche Arbeit eingebettet in die herrliche Winterlandschaft Tirols. Schließlich gilt es auch, durch die bilateralen Begegnungen Land und Leute kennen zu lernen. Deshalb rundete eine Schneeschuhwanderung das Erleben in den Bergen ab und brachte die Gruppe für die gemeinsame Aufgabe persönlich zusammen. Schulbesuche und Unterrichtshospitationen an den Integrationsstandorten wie in den Neuen Mittelschulen in Landeck und Prutz bzw. in den Volksschulen (Grundschulen) und einem Kindergarten vermittelten tiefe Einblicke in die gemeinsame pädagogische Arbeit der Projektpartner mit behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen.

Zu einer etwas anderen „Podiumsdiskussion“ waren betroffene Schülerinnen, Eltern und Lehrerinnen in Form eines moderierten Interviews eingeladen. Zwei Mädchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, Sarah aus See und Katharina aus St. Anton, berichteten von ihren eigenen Erfahrungen als Schülerinnen in Volksschule, Hauptschule, im Gymnasium bzw. in der Berufsschule. Viele positive Erinnerungen, aber auch schwierigen Situationen, für sie Stolpersteine, schilderten sie eindrucksvoll. Bemerkenswert war, wie klar und treffend sie, trotz ihrer Beeinträchtigung, ihre Situation darstellten und wie zielgerichtet beide Mädchen auf ihren weiteren Lebensweg schauten. Außerdem hatten Sarah und Katharina vom ersten Schultag an das Glück, dass sich ihre Eltern und engagierte Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit ihnen auf den Weg gemacht hatten. Lernen aus einer lernseitigen Perspektive wurde somit beispielhaft ermöglicht.

Das Staatliche Schulamt im Landkreis Kitzingen nimmt seit August 2012 gemeinsam mit dem Bezirksschulrat Landeck in Österreich an einem auf europäischer Ebene finanziell gefördertem Projekt im Rahmen von COMENIUS- Regio teil. Diese Partnerschaften fördern die europäische Zusammenarbeit zwischen lokalen und regionalen Behörden im Schulwesen. In Deutschland werden sie vom Pädagogischen Austauschdienst in Bonn unterstützt.

Das Projekt des Schulamtes hat sich die konkrete Implementierung der Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention hinsichtlich der Inklusion behinderter Kinder und Jugendlicher in Regelschulen zum Ziel gesetzt. Hier sollen der lernende Lehrer und die Lernbedürfnisse des Schülers in den Mittelpunkt pädagogischen Handelns gerückt werden, um personalisierte Lernprozesse zu ermöglichen. Das Projekt bietet der Schulaufsicht, den Schulleitern, (Beratungs-)Lehrkräften, Erzieherinnen, wissenschaftlichen Mitarbeitern und auch Eltern ein Forum für Austausch, Kooperation und Mentoring sowie die Möglichkeit des konkreten Einübens inklusiver Haltungen und Lernformen.

Projektpartner im Landkreis Kitzingen sind die Grundschulen Willanzheim, Buchbrunn und Dettelbach, sowie die Mittelschulen Kitzingen-Siedlung und Dettelbach und die St. Martin Schule. Im Bezirk Landeck sind die Volksschule Kauns und Bruggen, das Sonderpädagogische Zentrum Zams und der Kindergarten „neggurB“ beteiligt. Weitere Schulen, die am Projekt mitarbeiten und Schulbesuche ermöglichen, sind die neue Mittelschule Clemens Holzmeister Landeck, Prutz-Ried und die Volksschule St. Jakob. In beiden Bezirken arbeiten die Universitäten mit; für den Schulamtsbezirk Kitzingen sind das Zentrum für Lehrerbildung in Erlangen-Nürnberg und Würzburg lokale Partner. Die Regierung von Unterfranken unterstützt durch die regionale Schulentwicklung diese COMENIUS-Arbeit.

Ingrid Handle, Bezirksschulinspektorin, Landeck
Irma Amrehn, Schulamtsdirektorin, Regierung von Unterfranken
Foto: Irma Amrehn